Mode - Meisterschule

Die Suche nach dem perfekten Stoff – Studienfahrt nach Wuppertal

Nachdem wir Teilnehmerinnen des Meisterkurses für Maßschneiderinnen unsere konkreten Vorgaben für das Meisterprüfungsprojekt erhalten hatten, machten wir uns vom 27. Februar bis 1. März 2018 auf nach Wuppertal zur Studienfahrt.

Doch was suchten wir in Wuppertal – dieser für uns unbekannten Industriestadt im Bergischen Land? Sollte das Thema für die diesjährige Meisterprüfung etwa Industrieromantik und Arbeitsbekleidung sein?

Natürlich nicht! In Wuppertal hat die Textilindustrie eine lebendige Vergangenheit. Im 19 Jahrhundert blühte hier die Industrie der Bleichereien, Garnfärbereien und Bandwebereien auf. Durch den damals noch reißenden Gebirgsfluss Wupper wurde dies begünstigt, denn sowohl zum Bleichen als auch zum Färben oder Antreiben der Maschinen brauchte man jede Menge Wasser. Dies führte dazu, dass die Wupper über lange Zeit der dreckigste Fluss Europas war.

In Zeiten der Industrialisierung ging es nicht allen gut. Vor allem die Zustände der vielen Arbeiter/innen waren miserabel. Dies brachte nicht zuletzt Friedrich Engels, in Wuppertal als Sohn einer Fabrikantenfamilie geboren, dazu, sich schon früh mit Karl Marx über diese Missstände auszutauschen und diese zu kritisieren. Das alles erfuhren wir während einer spannenden Stadtführung. Doch da wir uns für unsere Exkursion die voraussichtlich kältesten Tage dieses Jahres ausgesucht hatten, setzten wir unseren Stadtrundgang als Stadtrundfahrt in der Schwebebahn fort. Diese weltweit einzigartige Konstruktion bot uns über der Wupper einen einmaligen Blick auf alte Industriegebäude und die Entwicklung der Stadt.

 Im Hinblick auf die näher rückenden Prüfungen besuchten wir das Stoffkontor Buddeberg & Weck – ein Schlaraffenland für zukünftige Scheidermeisterinnen. Auf vier Ebenden konnte man hier von Anzugstoffen aus Wolle über feine Seidenstöffchen bis hin zu edler Spitze nahezu alle Arten von Stoffen erwerben. Unsere kompetenten Fachlehrerinnen hatten einiges zu tun, um jede von uns bei der Umsetzung des Meisterprüfungsprojektes – in diesem Jahr ein Hosenanzug – umfassend zu beraten. Fast alle von uns wurden fündig. Und so viel können wir verraten: Die Stoffe für die diesjährigen Meisterstücke sind sehr vielversprechend.

 In der Bandweberei Kafka wurden wir verzaubert vom rhythmischen Weben alter Jacquard-Webstühle, die wundervolle Bänder mit historischen Blumenornamenten, süßen Kindermotiven oder auch modernen Mustern herstellten.

Am letzten Tag unserer dreitägigen Reise unternahmen wir einen Ausflug nach Remscheid ins Maßatelier „Mirja Killer Handmade“. Frau Killer, eine selbständige Maßschneiderin mit vielfältigem Angebot, beantwortete uns in ihrem kleinen Atelier jede Menge Fragen zum Thema Selbständigkeit und dem Durchhaltevermögen, das man in dieser Branche braucht.

Die Tage in Wuppertal vergingen wie im Flug. Auf dem Rückweg konnten wir beim Umstieg in Köln sogar noch einen kurzen Blick auf den Kölner Dom werfen. So hat uns diese sehr schöne Fahrt unserem Traum vom Meistertitel ganz bestimmt ein Stück näher gebracht.

Mara Hofmann

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